Inhalt: In "Drei Sommer" erzählt Margerita Liberaki von den drei entscheidenden Sommern im Erwachsenwerden der drei Schwestern Katerina, Infanta und Maria, drei Sommer in denen sie von Backfischen zu Frauen reifen. Sie erleben bange und glückstrunkene Momente, zweifeln an sich, wachsen an ihren Erfahrungen und entscheiden, was für ein Frauenleben sie führen wollen. Ein bisschen Jane Austen auf griechisch, könnte man sagen, nur eben mit den modernen Fragen des Frauseins. In der vielzitierten Anfangsszene legen sich die drei Protagonistinnen neue Strohhüte zu mit farbigen Bändern, je nach Temperament Kirschrot für Maria, die älteste, Vergissmeinnicht für die etwas ätherische Infanta und feuerrote Mohnblumen für Katerina, die jüngste. Sie ist es, die uns als Erzählerin begleitet, und mit ihrer Neugier und Unangepasstheit ihre Familie in Atem und den Erzählfluss in Schwung hält. Ein Enfant terrible auf der Suche nach einer Rolle im Erwachsenleben, mit der sie sich nicht selbst verleugnen muss. Der Roman ist in Griechenland bereits in der 51. Auflage erhältlich und zählt dort zu den absoluten Lieblingsbüchern. Ins Deutsche wurde "Drei Sommer" jetzt erstmals übersetzt.
Gabriele Hafner, Redakteurin Münchner Kirchenradio, Sankt Michaelsbund Meist aus der Perspektive der 16-bis 18-jährigen Katerina schildert die Autorin das ländliche Leben in Kifissia, heute eine Metrostation von Athen. Besonders in Vergleichen mit Erlebtem stellt sie sich wie ihre beiden älteren Schwestern Infanta und Maria vor, wie ihr Leben verlaufen soll. Maria wählt die Ehe; Infanta zeigt sich männlichen Annäherungen eher abgeneigt, nicht zuletzt wegen des Einflusses von Tante Teresa, die unverheiratet als Malerin im elterlichen Haus wohnt. Katerina schwankt lange, der britische Jude David fasziniert sie und stößt sie zugleich ab. Zuletzt entscheidet sie sich für das Reisen, nach dem Vorbild eines Kapitäns, den sie nur über seinen Vater kennt. - Der Erzählton ist sehr ruhig und episch. Kleine Naturbetrachtungen finden immer wieder ihren Platz, ebenso die Darstellung, wie sich diverse Ortsbewohner unterschiedlicher gesellschaftlicher Herkunft in bestimmten Situationen verhalten. Die stringente Einbindung in tradierte Normen taucht dabei immer wieder auf, wird aber von Katerina teilweise vorsichtig in Frage gestellt. Insoweit ist das Buch ein eher zeitloser Entwicklungsroman. Die mit viel Liebe geschilderten Gärten und Landschaften sind ein Lesegenuss für Fans, die Griechenland wegen seiner Natur schätzen. Nicht außer Acht lassen sollte man aber bei der Lektüre den Zeitpunkt des Ersterscheinens: 1946, als Hellas kaum die Besatzung durch die Wehrmacht (bis Ende 1944) hinter sich gelassen hat und am Beginn eines dreijährigen blutigen Bürgerkriegs steht. Davon spürt man nicht die geringste Nuance, eher dass die Bevölkerung sich an die Zeit vorher gebunden fühlt. Das führt zu der Frage, ob die Autorin das positiv geschilderte Landleben als Gegenpol der drohenden Gewalttätigkeiten verstanden wissen wollte oder ob sie - eben zeitbedingt - bewusst die Ereignisse außerhalb der ländlichen Idylle und Schutzraums ausgeblendet hat. Im Zusammenklang aller Aspekte ist der Roman mit Sicherheit eine bereichernde Lektüre. Pauline Lindner, Michaelsbund
Erwachsenwerden in der ländlichen Umgebung von Athen vor 75 Jahren. Schlagworte:Beziehung, Griechenland, Roman, Schwestern, Sommer Systematik: SL Umfang: 388 S. Standort: SL Libe ISBN: 978-3-7160-2798-1
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